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                                                     Der Spaziergang

                                                     Eines Vormittags, da mich die Lust, einen Spaziergang zu machen, ankam, setzte ich den Hut auf den Kopf, lief aus dem Schreib- oder

                                                    Geisterzimmer weg und die Treppe hinunter, um auf die Straße zu eilen. Im Treppenhaus begegnete mir eine Frau, die wie eine

                                                    Spanierin, Peruanerin oder Kreolin aussah und etwelche bleiche, welke Majestät zur Schau trug.
                                                    Soviel ich mich erinnere, befand ich mich, als ich auf die offene, helle Straße trat, in romantisch-abenteuerlicher Gemütsverfassung die

                                                    mich beglückte. Die Morgenwelt, die sich vor mir ausbreitete, erschien mir so schön, als sehe ich sie zum erstenmal. Alles, was ich

                                                    erblickte, machte mir den angenehmen Eindruck der Freundlichkeit, Güte und Jugend. Rasch vergaß ich, daß ich oben in meiner Stube

                                                    soeben noch düster über ein leeres Blatt Papier hingebrütet hatte.

                                                   Trauer, Schmerz und alle schweren Gedanken waren wie verschwunden, obschon ich einen gewissen Ernst noch vor und hinter mir

                                                    lebhaft spürte.

                                                    Freudig war ich auf alles gespannt, was mir begegnen oder entgegentreten könnte. Meine Schritte waren gemessen und ruhig. Indem

                                                   ich meines Weges ging, ließ ich, so viel ich weiß, ziemlich viel würdevolles Wesen sehen. Meine Empfindungen liebe ich vor den Augen

                                                  der Mitmenschen zu verbergen, ohne mich deswegen ängstlich zu bemühen, was ich für einen Fehler halten würde.
                                                  Noch nicht zwanzig Schritte weit war ich über einen breiten, menschenbelebten Platz gegangen, als mir [...]

aus: Robert Walser, »Seeland«

 

 

 

 

 

»Fixierung/ Täfelchen«



ein Beitrag anlässlich der Veranstaltungen zu »Biografischer Ausnahmezustand - Aktionen im Öffentlichen Raum« in den Städten Salzburg, am 04./05.09. und Dresden am 24./25./26.09.2009.



Im Gelände der Städte werden Täfelchen verteilt, ähnlich den Täfelchen botanischer Gärten, auf denen Namen und ähnlich Merkwürdiges diverser Pflanzen ablesbar sind. Die »Täfelchen"«hier hingegen sind Rahmen.
Ausgangspunkt der Arbeit sind beiläufige Details im Gelände. Scheinbare Banalitäten. »Banalitäten"« die durch die Fixierung des Blickes die Aufmerksamkeit erregen. Beiläufig Bemerktes, das Aufblitzen von scheinbar achtlos Wahrgenommenem lässt innehalten.



Materialien:
Sackkarre, Ziegelsteine, Golfertasche, Holzrähmchen verglast (13x18cm), Aluminiumstäbe in unterschiedlichen Ablängungen.

Die Rähmchen wurden verteilt im Bereich der Fußgängerzone in der Altstadt Salzburg am 04.09. und am Postplatz und der Umgebung des Zwingers in Dresden am 25.09.2009

 


 

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